Hildegard Wolf
Geburtsname
Hildegard Adler
Geburtsdatum und -ort
12. März 1912 in Sinsheim
Sterbedatum und -ort
16. März 1987 in New York
Beruf
Weinhändlerin, Kassiererin
Wohnadresse in Sinsheim und den Stadtteilen (heutige Nummerierung)
- 1912 bis 1939: Sinsheim, Muthstraße 13
Biografie
Hildegard Adler war das einzige überlebende Kind des Moses, genannt Max, Adler und seiner zweiten Ehefrau, Bianka, genannt Berta, Adler geb. Reuss. Ihr Vater starb, als sie 14 Jahre alt war. Hildegards beste nichtjüdische Freundinnen waren ihre Mitschülerinnen Marianne (Jandel) Hagmaier und Frieda (Friedel) Lackner, deren Vater Karl Lackner die Bahnhofsgaststätte in Sinsheim betrieb. Sie verließ 1928 die Oberrealschule Sinsheim mit dem Einjährigen (Mittlere Reife), besuchte anschließend eine Höhere Handelsschule in Heidelberg und arbeitete dann in der Weinhandlung ihrer Mutter.
Hildegard Adler heiratete am 21. August 1935 in Neidenstein den Kaufmann Saly Wolf, der Mutter und Tochter neben seinem Beruf als Reisender für Lederwaren und Schuhmacherartikel im Weinhandel unterstützte. Am 1. März 1939 schlossen Berta Adler und Hildegard Wolf einen notariellen Kaufvertrag mit dem Sinsheimer Bankvorstand Heinrich Schmitt über das Haus in der Muthstraße. Hildegard Wolf entschloss sich, wie ihr Mann Saly im Jahr zuvor, auszuwandern. Sie packte ihr Reisegepäck unter der Aufsicht von zwei Beamten des Sinsheimer Zollamtes. Jeder Gegenstand war mit Angabe des Anschaffungsjahres und Werts einzeln aufzuführen. Schmuck u. ä. hatte sie schon wie ihre Mutter früher abliefern müssen. Es gelang Hildegard Wolf jedoch, ihren Verlobungsring in einer Salbendose versteckt mitzunehmen. Sie verließ Deutschland am 4. Mai 1939 von Hamburg aus mit dem Schiff "Washington". Als Kontaktadresse in Deutschland gab sie die ihre Mutter in Sinsheim an. Reiseziel war New York, wo ihr Ehemann Saly Wolf unter der Adresse 321 Ocean Parkway, Brooklyn, lebte. Das Ehepaar reiste getrennt, da es ihnen nicht gelungen war, gleichzeitig jeweils einen Bürgen zu finden. In Amerika hatte Saly Wolf auch Schwierigkeiten, einen Bürgen für seine Frau aufzutreiben. Sonst hätte sie nicht einreisen können. Schließlich übernahm Flora Stein, seine Zimmerwirtin, diese Aufgabe, ohne mit ihnen verwandt zu sein.
Laut dem United States Census (Volkszählung) von 1950 wohnten Saly und Hildegard Wolf mit ihren in New York geborenen Kindern Bernard und William in dem Haushalt ihres Cousins Max Schrage in Queens Village, Queens, New York. Hildegard Wolf führte auch dessen Haushalt. Im August 1946 zog ihre Schwiegermutter Emma Wolf geb. Weissenburger zu ihnen. Sie sprach mit den Kindern Deutsch. Saly Wolf hatte sich als Metzger selbstständig gemacht, und Hildegard arbeitete als Kassiererin im Fleischerladen ihres Mannes. Ihr Sohn Bernard erinnert sich, dass er schon als Siebenjähriger bestellte Waren austrug und ein paar Cent Trinkgeld bekam. Die Familie war arm, aber es wurde Wert auf eine gute Ausbildung gelegt. Beide Söhne besuchten eine Eliteunversität, Yale bzw. Stanford, auch mit Hilfe von Stipendien. Hildegard Wolf starb am 16. März 1987 in Queens und wurde auf dem Bethel Cemetery, New Jersey, begraben.
Quellen und Literatur
- Standesamt Sinsheim, Geburts-Hauptregister der Gemeinde Sinsheim, Amtsgerichts Sinsheim, für das 1912, Nr. 19.
- Generallandesarchiv Karlsruhe, 377 Nr. 19126; 508-2 Nr. 4501.
- Hauptstaatsarchiv Stuttgart, EA 99/001 Bü 161.
- www.ancestry.com: Schiffslisten, United States Social Security Death Index, United States Census 1950.
- Bericht des Sohnes Bernard Wolf, Toronto, bei seinem Besuch in Sinsheim (Oktober 2023).
Bildnachweise
- Generallandesarchiv Karlsruhe, 377 Nr. 19126
- Privatbesitz
Autorin
Wiltrud Flothow