Friedericke Häußler
Geburtsname
Friedericke Rupp
Geburtsdatum und -ort
1. August 1888 in Groß-Sachsenheim
Sterbedatum und -ort
1940 in Grafeneck
Wohnadresse in Sinsheim und den Stadtteilen (heutige Nummerierung)
- Sinsheim, Kleine Grabengasse 3
Biografie
Friedericke Rupp wurde am 1. August 1888 in Groß-Sachsenheim geboren. Sie heiratete am 16. Mai 1914 den Sinsheimer Landwirt Eugen Häußler, der während des Ersten Weltkriegs 1916 in einem Lazarett starb. Ein Brief ihres Bruders an den Bürgermeister Sinsheims machte auf ihr Schicksal aufmerksam:
"Meine Schwester, die Witwe Friedericke Häußler, früher Synagogenstraße 6 wohnhaft und zurzeit in der dortigen Anstalt untergebracht, schreibt mir, dass die Anstalt aufgelöst werden soll. Da ich nicht weiß, ob die Anstalt der Stadt oder dem Kreis gehört und es mir von hier aus unmöglich ist, in einem Tag hin und zurück zu kommen, möchte ich Sie um nähere Auskunft bitten.
Meine Schwester hat den Wunsch, wieder in ihr Haus zu kommen, um es, wie sie schreibt 'nicht von anderen Leuten kaputt machen zu lassen'. Auch beklagt sie sich bitter darüber, wie ungerecht der Vormund an ihr handle. Da ich ihren Krankheitszustand nicht kenne, kann ich auch nicht beurteilen, ob der Vorwurf berechtigt ist. Als Bruder fühle ich mich jedoch verpflichtet, ihr so gut als möglich behilflich zu sein. […]
Ob sie wieder in ihr Haus zurück darf, kann natürlich nur der Anstaltsarzt entscheiden. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich mit diesem in Verbindung setzen würden."
Dieser Brief stammt vom 25. Juli 1940. Am 5. August 1940, also nachdem schon drei Transporte nach Grafeneck stattgefunden hatten, antwortete der Bürgermeister wie folgt:
"Auf Ihr Schreiben vom 25. Juli 1940 teile ich Ihnen mit, dass nach meinen Feststellungen eine Auflösung der Kreispflegeanstalt nicht in Frage kommt. […] Eine Entlassung aus der Anstalt kann nach Mitteilung des Anstaltsarztes nicht erfolgen".
Keine vier Monate nach diesem Schriftwechsel war Friedericke Häußler tot. Sie saß im letzten Bus, der Sinsheim in Richtung Grafeneck verließ.
Quellen und Literatur
Autorin
Verena Dörrich